Zucker und Karies Teil 2

Von Dr. med. dent. Evelyn Sack, MSc

In Teil I (Link) wurde dargelegt, wie Karies entsteht: durch Bakterien in der Mundhöhle, die Zucker abbauen und dabei Säuren produzieren. Säuren entmineralisieren den Zahnschmelz und führen zu Karies

Die Zusammensetzung und damit die kariogene Wirkung des Bakterienfilms auf dem Zahn kann auf verschiedene Weise beeinflusst werden: mechanisch durch Putzen, chemisch mit Fluorid oder Chlorhexamed oder auch über die Ernährung.

Über die Ernährung ist sogar eine elementare Einflussnahme auf den Biofilm möglich! Beispielsweise weisen Menschen die, keine Zucker zu sich nehmen, so gut wie keine Karies auf.

Jedoch lässt sich in der modernen Gesellschaft der Zucker nicht aus der Ernährung verbannen. Die vielen industriell hergestellten Nahrungsprodukte enthalten nahezu ausnahmslos Zuckerzusätze. Eine zuckerfreie Ernährung ist nur möglich, wenn man selbst kocht und backt, was aber noch zeitaufwendiger wäre als eine perfekte mechanische Mundhygiene.

Ein vollständiger Verzicht auf Zucker ist also extrem schwierig.

Eine mögliche Karies-Therapie ist also eine Beeinflussung dieses Biofilms.

Jedoch kann die Auswahl der konsumierten Zucker dazu beitragen, den Biofilm zu beeinflussen. Zuckeraustauschstoffe und Süßstoffe können helfen, den Anteil von freiem Zucker zu reduzieren, ohne auf ein süßes Geschmackserlebnis verzichten zu müssen.

Freie Zucker sind alle Mono- und Disaccharide, die Speisen und Getränken vom Hersteller, Koch oder Konsumenten zugesetzt werden und die natürlicherweise in Honig, Sirups und Fruchtsäften vorkommen. Die bekanntesten sind Glucose, Fructose, Laktose, Saccharose, Maltose sowie Invertzucker. Diese freien Zucker sind kalorienreich und werden von den Mundbakterien zu Säure abgebaut.

Bei den Zuckeraustauschstoffen handelt es sich meist um sogenannte Zuckeralkohole, die ähnlich süß schmecken wie Haushaltszucker, aber sowohl von den Bakterien in der Mundhöhle als auch im Darm anders verstoffwechselt werden. Gängige Zuckeralkohole sind Sorbit, Mannit, Isomalt, Maltit, Lactit, Xylit, Erythrit. Sie haben meist eine abführende Wirkung.

Am bedeutsamsten sind Sorbit, Xylit und Erythrit. Erythrit wird sogar eingesetzt, um Zahnwurzel und Zahnoberfläche mit dem Pulver-Wasserstrahl-Gerät zu polieren. Sorbit und Xylit kommen natürlicherweise in verschiedenen Früchten vor. Sie finden sich in Birnen, Äpfeln, Aprikosen, Erdbeeren, Himbeeren und Pflaumen. Xylit wurde ursprünglich aus Birkenrinde gewonnen und wird daher auch „Birkenzucker“ bezeichnet.

Anders als die Zuckeraustauschstoffe haben Süßstoffe keinen oder kaum Kalorien. Sie sind deutlich süßer als haushaltszucker und werden daher nur in geringen Mengen verwendet. Schon deswegen fallen kaum oder keine Kalorien an. Süßstoffe können von den Mundbakterien nicht verstoffwechselt werden, also gelten sie als nicht kariogen.

Bekannte Süßstoffe sind Aspartam, Cyclamat, Saccharin, Sucralose, Stevia.

Für alle Süßstoffe werden Höchstmengen für verschiedene Lebensmittel definiert , denn in der wissenschaftlichen Literatur finden sich inzwischen viele Studien, die auf Zusammenhänge zwischen verschiedenen Süßstoffen und verschiedenen neurologischen, kardiovaskulären und onkologischen Erkrankungen hindeuten.

Als „zahnfreundlich“, weil nicht-kariogen, werden Lebensmittel, Nahrungsergänzungs- und Arzneimittel, sowie Mundhygiene-Produkte ausgezeichnet, bei denen während und 30 Minuten nach dem Konsum der pH-Wert in der Plaque nicht unter 5,7 fällt. Schon seit 1982 kennzeichnet das Zahnmännchen solche Lebensmittel. Für den Verbraucher hat das Zahnmännchen seither nichts an Aktualität eingebüßt. Im Gegenteil: Zahnfreundliche Produkte passen heute perfekt zu einem körper- und gesundheitsbewussten Lifestyle und erlauben ein süßes Geschmackserlebnis ohne schlechtes Gewissen.

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