Zahn mit Karies, rausfefallerner Füllung

Was ist ein Komposit?

Von Dr. Oliver Klenk, MSc, MSc

Vielleicht haben Sie den Begriff „Kompositfüllung“ schon einmal gehört, können aber nicht wirklich etwas mit ihm anfangen. Dann geht es Ihnen wie vielen anderen auch. Möglicherweise haben Sie eine oder mehrere Kompositfüllung im Mund, weil Ihnen Ihr Zahnarzt empfohlen hat, ein hochwertiges Füllungsmaterial zu verwenden und Sie dann aus Vertrauen zu Ihrem Zahnarzt zugestimmt haben. Im folgenden erhalten Sie etwas Information, worin die feinen aber entscheidenden Unterschiede zwischen einfachen und hochwertigen Füllungen bestehen.

Die Bezeichnung „Komposit“ kommt vom lateinischen Begriff für „das Zusammengesetzte“. Es handelt sich im zahnärztlichen Bereich um Kunststoff mit Füllstoffen aus Keramik, Quarz oder Glas. Leicht nachvollziehbar ist der Vorteil der größeren Härte des verarbeiteten Materials. Kunststoff ist ja eher weich und er wird durch die Füllstoffe viel härter gemacht. Dadurch ist der Abrieb der Füllungen, der beim Kauen unvermeidlich ist, viel geringer.

Ein weiterer positiver Effekt durch die Füllstoffe ist die verringerte Schrumpfung des Materials beim Aushärten. Falls Sie schon eine Füllung bekommen haben, kennen Sie das: Das Füllungsmaterial wird in meist mehreren Schichten eingegeben und dann mit einer Lichtlampe ausgehärtet. Bei dieser sogenannten Polymerisation des Kunststoffes schrumpft dieser etwas, was zu Spannungseffekten im Bereich des Füllungsrandes führt, die prinzipiell nicht erwünscht sind. Da die sich Füllstoffe beim Aushärten nicht verändern, das heißt nicht schrumpfen, ist der Effekt der Spannungsbildung viel geringer und damit die Randqualität entsprechend besser. Die Materialien wurden in den letzten Jahrzehnten auch weiter verbessert, indem es gelungen ist, den Anteil der Füllstoffe immer weiter zu erhöhen.

Ein für die Qualität von Füllungen entscheidender Schritt, der in der Regel bei Kompositfüllungen eingeschlossen ist, ist die Haftvermittlung zwischen Zahnsubstanz und Füllungsmaterial. Damit nicht nur eine rein mechanische Verankerung entsteht, werden Haftvermittler eingesetzt, die eine chemische Bindung zwischen Restzahn und Füllung bewirken. Da Zähne aus zwei Schichten, nämlich Schmelz und Dentin, bestehen, werden bei uns zwei verschiedene Haftvermittler eingesetzt, einer für die Schmelzhaftung und einer für die Dentinhaftung. Man kann sich das ungefähr so verstellen, dass die Zahnoberfläche leicht angeschmolzen wird und dann eine dünn fließende Kunststoffflüssigkeit aufgegeben wird, und sich dieser Bereich auf der einen Seite mit dem Zahn und auf der anderen Seite mit dem Komposit verbindet.

Die Verarbeitung von Kompositen stellt einen gewissen Aufwand dar, wird aber durch langjährige Haltbarkeit belohnt. Und Haltbarkeit bedeutet langfristig auch Zahnerhalt, da bei jedem Füllungstausch wegen erneuter Karies am Bereich des Füllungsrandes Zahnsubstanz verloren geht. Und keine Alternativlösung ist so gut wie stabile eigene Zähne.

Literatur:

Composite materials: composition, properties and clinical applications. A literature review, Zimmerli B, Strub M, Jeger F, Stadler O, Lussi A.Schweiz Monatsschr Zahnmed. 2010;120(11):972-86.

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